Vertraut den neuen Wegen

Vertraut den neuen Wegen

Wer das Volksdorfer Museumsdorf besucht, tritt ein in die Welt der Bauern um das Jahr 1900. Es ist, als sei die Zeit stehen geblieben. In den historischen Gebäuden lebt traditionelles Handwerk wie Seilerei und Drechslerei weiter, werden offene Spinnkreise angeboten, und die Kaltblutpferde können als Arbeitstiere auf Acker und Wiese eingesetzt werden. Getragen wird das Museum von einer Schar zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kuchen und Brot backen, Tiere füttern, einen Bauerngarten pflegen, Zäune reparieren und aus Betten, die eigentlich auf dem Müll landen sollten, Bänke bauen. 

Ich habe in den letzten Monaten im einzigen Museumsdorf Hamburgs Menschen kennengelernt, die Mut haben, Neues anzufangen. Dass Kinder und Jugendliche viel lernen wollen, ist irgendwie selbstverständlich. Dass aber Frauen und Männer, die das aktive Berufsleben beendet haben, hier noch einmal neu durchstarten und im ehrenamtlichen Engagement ihre Träume leben, ist faszinierend. Wofür früher keine Zeit und Gelegenheit war – das kann jetzt möglich werden.

Jede und jeder kann ausgetretene Pfade verlassen und sich neue Horizonte erschließen.  Dafür bedarf es einer Vorstellung, eines Traumes, einer Vision. Und einer Entscheidung, verbunden mit langem Atem, diesen Weg auch zu gehen.  Ob Sie 45, 60 oder 86 Jahre alt sind, eine Veränderung – sei es in der Bewertung des eigenen Lebens oder in der Gestaltung - ist möglich. Gerade die Bibel erzählt solche Geschichten, in denen Menschen ihr altes Leben verlassen und Neues gewagt haben. Wie Abraham, der aus seiner vertrauten Heimat Ur in Chaldäa in ein unbekanntes Land zieht, das Gott ihm zeigen will. Für einen Neuanfang ist es nie zu spät. Seniorinnen und Senioren zum Beispiel können in Ehrenämtern Sinn und Erfüllung finden, sei es in Kirchengemeinden, Vereinen und Verbänden.  Das ist alles besser, als einsam zu Hause zu sitzen. „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist /, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt“ (Klaus Peter Hertzsch, Ev. Gesangbuch 395).

Ihr Dr. Edgar S. Hasse

Journalist und Prädikant der ev.-luth. Kirchengemeinde Alt-Rahlstedt

Dr.edgarhasse@gmail.com

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